Wein aus Kalifornien – a brave new world

erstellt am: 24.10.2018 | von: Manuel Hornemann | Kategorie(n): Allgemein

Viel wird geredet über die Neue und die alte Welt des Weinbaus. Als grobe Einteilung gilt etwa Europa und seine Anbaugebiete als „alte Welt“ während alles nicht europäische in der Regel als „neue Welt“  gilt. Oft schwang oder schwingt mit dieser Unterteilung auch eine geschmackliche Einteilung mit.

Die „klassischen“ europäischen Weine sind die Weine für den Kenner, den großen Genießer, die Weine mit Lagerungspotential und Charakter. Weine die Ihre Herkunft spiegeln, Weine mit echtem Terroir-Bezug eben. Auf der anderen Seite sind die Weine der neuen als sogenannte „gemachte“ Weine. Die Jahrgänge zeigen kaum Unterschiede, einen Bezug zur Herkunft gibt es ob der zu laxen geographischen Bestimmungen eigentlich nicht, die Weine sind nahezu unendlich extrahiert, vollkommen überladen mit Holz und eigentlich entbehren sie jeglicher Qualität der klassischen Weine.

Vorurteile können doch so schön sein…

Es gibt mit Sicherheit einige Beispiel aus der neuen Welt, die diese Vorurteile bedienen. Gleichzeitig gibt es aber auch in der alten Welt genügend Beispiele für „gemachte“ Weine. Doch genauso wie es in Europa Weine von großem Format und echtem Terroir-Bezug gibt, kann man diese auch jenseits unserer Kontinents-Grenzen finden. Man erinnere sich nur an die noch heute legendäre Vergleichsverkostung von 1976. Heute besser bekannt als „Judgement of Paris“ und aktuell im Rahmen des Filmes Somms 3 neu aufgelegt.

Sicherlich ist das Napa Valley einer dieser ikonischen Orte der „neuen Welt“. Hier entstand in den 1990 Jahren diese Weinstilistik, die von vielen mit den Vorurteilen zur neuen Welt in Verbindung gebracht wird. Die sogenannten Kult-Weine zu dieser Zeit waren enorm extrahiert und mit mächtigem Holzeinsatz zu schweren roten Weinen hochgezüchtet worden. Weine, die so immens anders waren als ihre europäischen Verwandten, so schillernd und neu. Es ist dabei vollkommen egal, wie man heute über diese Art von Wein denken mag. Diese Weine waren zu dieser Zeit gefragt, es war eben die Mode der Zeit Weine in diesem Stil zu trinken. Die besten Beispiele dieser Weine haben sicher noch heute ihren berechtigten Platz auf Weinkarten und in Kellern und bereiten nach Jahren der Reife noch immer enormes Vergnügen.

Wie es mit der Mode so läuft gerieten diese „Big Red Wine“ immer mehr aus der Mode, Sommeliers und Verbraucher wollten etwas Neues. Plötzlich rief man nach Frische, nach Mineralität nach Terroir. Man begann immer mehr Unterschiede in den Teilbereichen des Valleys heraus zu arbeiten, experimentierte mit Anbau in verschiedenen Höhen und nutzte Winde geschickt aus, um Frische in den Trauben zu erhalten.

Dieses Bemühen kristallisierte schon bald neben anderen Lagen den Bereich Los Caneros als besonders günstig für die Produktion einer kühleren Stilistik heraus. Los Caneros bildet die südlichste Appellation des Napa County und überschneidet in einigen Bereichen Sonoma County, sodass die Weine je nach Herkunft der Trauben als Napa oder Sonoma Weine firmieren können. Die relative Nähe zu San Pablo Bay sorgt dafür, dass Los Canaros mit weitem Abstand eine der kühlsten Appellation des Napa County darstellt. Wer schon einmal in San Francisco war, kennt die zwei entscheidenden Phänomene:

  • Eine kühle und intensive Brise weht relativ konstant durch die Bucht.
  • Morgentliche Nebel ziehen von der Bucht hinein und sorgen für Sonnenschutz und Kühlung.

Auf Grund der daraus resultierenden, relativ moderaten Temperaturen wird Los Caneros auch als das Burgund des Napa Valley bezeichnet.

Spricht man vom Burgund, so ist der Name de Villaine natürlich nicht weit. Jener legendäre Miteigentümer und lange Jahre verantwortlicher Önologe des vielleicht Sagen umwogensten aller Weingüter, der Domaine de la Romanée Conti. Wie es der Zufall wollte, lernte jener Aubert de Villaine als junger Mann in New York eine schöne Amerikanerin kennen. Die beiden verliebten sich, heirateten und sorgten mit ihrer Hochzeit für die transatlantische Vereinigung zweier großer Weindynastien. Sie ist die „Belle Cousine“ , die schöne Cousine von Larry Hyde und die Verbindung zwischen den Weingütern.

Aubert erkannte schnell, das außergewöhnliche Potential des Caneros Terroir. Die zum Teil lehmigen Böden machen den Merlot zum heimlichen Superstar. Die vor allem im Norden von vulkanischen Einflüssen, sowie reichhaltigen Alluvialfächern geprägten Böden lassen Trauben von außergewöhnlich mineralischer Prägung entstehen. Die kühlenden Winde sorgen für eine lange Vegetationsperiode, trocknen die Trauben schnell, sodass dank geringen Krankheitsdruck konsequent auf künstlichen Pflanzenschutz verzichtet werden kann. Durch die Winde entsteht außerdem eine etwas dickere Beerenhaut, die den Weinen am Ende ein wenig mehr Grip verleiht.

Wer schon mal von Aubert de Villaine gehört hat oder ihn gar kennt, der weiß um seine Akribie. So überließ Aubert in diesem Projekt nichts dem Zufall. Er ließ Pinot-Klone aus der Lage La Tâche importieren und brachte mit Stéphane Vivier als verantwortlichen Önologen französisches Weinbau-know-how in Weinberg und Keller. Getrieben von diesem Ehrgeiz, entwickelte sich das Weingut schnell zu einem der führenden Weingüter der Region und setzte sich schon früh an die Spitze der Bewegung hin zu mineralischeren Weinen in Kalifornien. „a wine hinting of a bold new direction in top California Chardonnay” Ronn Wiegand, Master Sommelier und Master of Wine, nach der Verkostung des Hyde de Villaine Chardonnnay