Association des Climats de Bourgogne

erstellt am: 28.12.2018 | von: Manuel Hornemann | Kategorie(n): Allgemein, Kierdorf News

Spricht man im Burgund von „Climat“ so schaut man nicht gen Himmel, man schaut auf den Boden. Auf die feinen Unterschiede, die Bodenstruktur, die Hangneigung, die jedes einzelne Climat zu etwas ganz Besonderem machen.

Die Geschichte des Burgunds ist lang und geologische Zusammenhänge, die noch heute die Climats prägen, haben ihren Ursprung in tropischen Meeren, die vor mehr als 250 Millionen Jahren das heutige Burgund bedeckten. Abfolgen von Kalk und Mergel unterschiedlicher erdgeschichtlicher Epochen von Comblanchien, Cronoiden bis Prémeaux erinnern noch heute eindrucksvoll an Heben und Senken des urzeitlichen Meeres.

Mit dem Einbruch des Saône-Grabens vor etwa 30 Millionen Jahren sank eine mächtige Decke Jurakalksteins und deren unterliegende Schichten etwa 1500 Meter tief in den Graben ab, während die Formationen am Westrand zerklüftet stehen blieben. So entstanden die noch heute in südöstlicher Richtung verlaufenden Hänge des Burgunds, während sich auf der anderen Seite des Saône-Grabens die Weinberge des Juras erheben. Der tiefe Graben ähnlich dem Grand Canyon füllte sich im Verlauf der Jahre mit organischem Material auf.

Diese kurze erdgeschichtliche Erklärung zeigt, warum die Böden des Burgunds einem wilden Mosaik verschiedener Bodenformationen gleichen und zwischen Hängen höchster Güte und belanglosem Ackerland oft nur wenige Meter Unterschied liegen.

Die ersten Spuren des Weinbaus im Burgund lassen sich bis ins erste Jahrhundert nach Christus zurückverfolgen. Ausgrabungen im Jahre 2008 brachten im Flachland bei Gevrey-Chambertin erste Spuren Gallo-Romanischen Weinbaus zu Tage und erste schriftliche Beschreibungen des burgundischen Weinbaus finden sich in Briefen Eumenes an Konstantin aus dem Jahre 312. Die ersten Gesetze des Burgunds, die sich mit Wein befassen stammen aus dem 6. bzw. 7. Jahrhundert und werden der vom burgundischen König Gundobad erdachten Lex Gundobada zugerechnet. Diese Gesetze regelten u.a. Erbrecht und das Zusammenleben der Gesellschaft, begünstigten aber auch den Weinanbau an den Hügelflanken und zeigen, welch wichtige Rolle schon im damaligen Burgund der Weinbau spielte.

Die Gründung der Klosterorden von Cluny und Citeaux im 10. und 11. Jahrhundert brachte eine erste Institutionalisierung des Weinbaus hervor. Durch die Vernetzung der Klosterorden entstanden so die ersten weinbaulichen Großbetriebe, die durch Wissenstransfer den Weinbau auch über die Grenzen des Burgunds hinaustrugen und halfen, den Weinbau auch in Deutschland, Spanien usw. zu formen.

Die Klosterorden ordneten Landschaft und Besitz, vermarkteten den Wein und begannen durch Beobachtung und Forschung erste Abstufungen in der Güte einzelner Lagen zu erarbeiten. Aus dieser Einteilung heraus entstand im 12. Jahrhundert der noch heute bestehende Clos de Vougeot. Diese Abgrenzung einer spezifizierten Gemarkung markiert den Anfang des noch heute existierenden burgundischen Climats-Gedankens.

Der burgundische Weinbau erlangte schon bald Bekanntheit über die Grenzen des Königsreichs hinaus, und so entwickelte sich während der Herrschaft der Vailons ein reger Handel. Die Städte Dijon und Beaune stiegen während dieser Zeit zu Handelszentren auf. Die Qualität der Weine wurde weiter vorangebracht und erste Gesetze zur Qualitätssicherung wurden erlassen. Beispielsweise verbannte König Philip im Jahre 1395 Gamay aus den Weinbergen des Burgunds und legte so den Grundstein für Pinot Noir als alleinigen roten Botschafter des Terroirs.

Durch Umverteilung kirchlichen und adeligen Besitzes im 16. Jahrhundert drängten Privat- und Kaufleute in den burgundischen Weinbau. Während dieser Zeit erlangten die Weine des Burgunds auch in den gebildeten Schichten Paris mehr und mehr Anerkennung. Die Pariser Fakultät der Medizin erachtete die Weine als besonders bekömmlich und der Gesundheit förderlich. In dieser Zeit findet sich auch die erste schriftliche Erwähnung des Wortes Climat. Die Grand-Cru-Lage Clos de Bèze wurde im Jahre 1584 als erstes Climat urkundlich erwähnt und begründete so die weitere Benutzung des Wortes in Rechtstexten und der Bezeichnung von Weinbergslagen. So entstanden die ersten Karten, die einzelne Climats klar geografisch abgrenzten.

Bereits Mitte des 17. Jahrhunderts etablierte sich die Region zwischen Gevrey und Marsannay als führende Region für Weinbau. Die sogenannten „Vins de Nuits“ erlebten eine stetig steigende Nachfrage, und schon bald suchte man nicht mehr nur nach Weinen aus dieser Region, sondern nach einzelnen Lagen der Dörfer.

Im Verlauf des 18. Jahrhunderts rückte neben dem Verständnis für Lagen auch ein Bezug zum Jahrgang immer mehr in den Fokus. Die Climats waren nun endgültig etabliert und auf Zeittafeln wurden die ersten Jahrgänge erfasst. Der Handel in der Region blühte, zeitgleich traten die ersten großen Häuser, sogenannte Negociants auf den Plan. Die Weine wurden von diesen Händlern gekauft und teilweise noch in anderen Ländern gelagert, bevor sie weiterverkauft wurden. Dabei erzielten schon zu dieser Zeit Weine verschiedener Lagen unterschiedliche Preise, und so stieg das burgundische System der Klassifizierung einzelner Weinberge gemäß ihren Eigenschaften zum Leitbild des europäischen Weinbaus auf.

Die Fortschritte von Wissenschaft und Gesellschaft führten zu einer immer detaillierteren Ausarbeitung der Climats, während im Zuge der französischen Revolution vormals adliger Besitz in die Hände von Privatleuten überging. Der fortschreitenden Privatisierung des Weinbaus und immer weiter steigenden Preisen zum Trotz vergaßen die Vignerons des Burgunds nicht, auch ein Auge auf die Schwächeren zu haben. Die erste Auktion des Hospice de Beaune fand bereits im Jahre 1859 statt und ist bis heute ein fixer Termin im burgundischen Kalender.

Nach den niederschmetternden Jahren (ca. 1875-1900), in denen Reblaus und Mehltau in den Weinbergen des Burgunds wüteten, sah man sich zu Beginn des 20 Jahrhunderts, nachdem man mit Mühe die Rebanlagen neu angelegt hatte, nun mit Fälschungen konfrontiert. Einige wollten den guten Namen des Burgunds nutzen, um ihren Fasswein zu vermarkten. So kam es, dass Winzer der Côte d’Or sich weigerten, ihren Wein als Fasswein zu vermarkten. Stattdessen begannen sie, ihren eigenen Wein auf Flaschen zu füllen und diese als Wein des Burgunds zu verkaufen, um so für deren Herkunft garantieren zu können.

Als Resultat der außergewöhnlichen Bemühungen der Winzer, die Herkunft ihrer Weine zu schützen und die herausragende Qualität der Weine stetig zu verbessern, wurde im Jahr 1936 die noch heute existierende Appellation d’Origine Contrôlée eingeführt. Diese AOC sorgt noch heute dafür, dass die Weine die einzigartigen Charakteristiken ihrer Herkunft aufzeigen und dieses genau definierte Mosaik der einzelnen Climats existiert.

Im Burgund ist man zu Recht stolz auf dieses einzigartige System, das schon vielen Ländern und Weinbauverbänden als Vorbild für eigene Klassifizierungen diente. Seit dem 4. Juli 2015 ist dieses System, das seinen Ursprung bereits vor mehr als 1000 Jahren nahm, als Weltkulturerbe der UNESCO zertifiziert.

Als Importeur vieler der Weingüter des Burgunds und Grand Mecéne Fondateur der Association des Climats du Vignoble de Bourgogne waren wir von Anfang an von dieser Idee überzeugt und unterstützen sie auch in Zukunft. Denn dieses Anerkennung war nur ein Zwischenziel, das der Association eine Fülle von Aufgaben auferlegt hat.