Chardonnay – Eine Rebsorte viele Gesichter
erstellt am: 14.08.2018 | von: Manuel Hornemann | Kategorie(n): Allgemein
Chardonnay ist eine weltweite Erfolgsstory, wird diese Rebsorte doch von Österreich bis Kalifornien, von Beaune bis Kapstadt, angebaut. Im weltweiten Vergleich belegt Chardonnay eine Rebfläche von etwa 211.000 Hektar und sichert sich so den 5. Platz im weltweiten Rebsorten-Ranking (Tafeltrauben nicht berücksichtigt). Wie kaum eine andere Rebsorte hat Chardonnay die Kontinente besiedelt und kann eine Menge verschiedener Gesichter zeigen. So zeigt sie sich im Süden Englands und in der Champagne als frischer, spritziger Schaumwein, im Chablis als knackiger, leichter, frischer Wein und an der Côte d’Or ungeahnt elegant. In wärmeren Gefilden wie z.B. Spanien oder Kalifornien zeigt er sich bisweilen üppig, reichhaltig, nahezu fett.
Diese Eigenschaften sind auf verschiedenste Faktoren zurückzuführen. So haben mit Sicherheit Boden und Klima einen entscheidenden Einfluss auf den Wein, aber ebenso kellertechnische Maßnahmen wie Ausbau und Weinbereitung.
Möchte man nun einen Vergleich von Boden und Klima vornehmen, so bieten sich Weine an, die in ihrer weiteren Bereitung gleich oder zumindest ähnlich sind. Zu diesem Zweck betrachten wir je einen Wein aus dem äußersten Norden als auch aus dem Süden des Burgunds. Der äußerste Norden wird hier von der Domaine La Croix Montjoie verkörpert. Die Trauben für den L’Elegant wachsen auf kargen kalkhaltigen Böden fossilen Ursprungs. Die Trauben für den Beaujolais Village im Süden wachsen auf deutlich fetteren Böden aus Lehm, Kalk und Granit. Beide Weine werden zum Teil im Barrique ausgebaut und verbleiben bis zu 9 Monaten auf der Feinhefe.
Die Herstellung beider Weine ist also zunächst ähnlich, dennoch unterscheiden sich beide Weine auf Grund ihrer Herkunft. Die beiden Weingüter liegen etwa 200 km Luftlinie voneinander entfernt, und so erklären sich die unterschiedlichen Terroirs. Die „fetteren“ Böden und die im Durchschnitt etwa 1°C höhere Temperatur im Juli und August sorgen für einen deutlich kräftigeren, üppigeren Wein. So wirkt die Nase des Beaujolias im Vergleich reichhaltiger und wärmer, am Gaumen zeigt sich der Wein samtiger und deutlich weniger mineralisch.
Möchte man nun die verschiedenen Auswirkungen des Ausbaus feststellen, so sollte vertikal verglichen werden. Die Weine des 2016er Jahrgangs der Domaine La Croix Montjoie nebeneinander verdeutlichen recht anschaulich den Effekt des Holzes, sowohl bei der Farbe, dem Geruch als auch beim Mundgefühl des Weins.
Beginnen wir mit dem L’Impatiente. In der Farbe zeigt sich der Wein relativ hell und weist eine geringe Konzentration auf. Lässt man den Wein durch das Glas tanzen, so hinterlässt er relativ wenig bzw. schnell abreißende Tränen – er hat also eine geringe Viskosität. Die Nase ist deutlich frisch mit mineralischen Noten.
Der L’Elegant wirkt im direkten Vergleich dunkler, die Viskosität ist etwas höher. Im Duft zeigt sich etwas mehr Würze, der Wein wirkt in der Nase wärmer. Am Gaumen zeigt sich der Wein weicher, etwas reichhaltiger und insgesamt etwas üppiger. Das Holz ist elegant eingesetzt, dennoch bleibt stets die Typizität, geprägt von frischer Säure und einem mineralischen Gesamteindruck, erhalten.
Der Volupteuse stellt in dieser Dreierreihe den Wein mit der deutlichsten Holzprägung dar. Schon im Glas ist die Farbe tiefer, und die Nase zeugt mit Würze vom Ausbau im Barrique. Das Mundgefühl ist viel weicher als das der Vorgänger, und man spürt doch recht deutlich die Prägung des Holzes.
Sie sehen also, wie facettenreich der Chardonnay sein kann und wie groß die Unterschiede ausfallen können zwischen den verschiedenen Terroirs. Bei einer weiteren Verkostung werden wir uns mit weiteren Unterschieden in der Welt des Chardonnays beschäftigen, bevor wir noch tiefer in die Betrachtung des Burgunds vorrücken.
Bis dahin wünsche ich guten Genuss.
Kevin Kleu
Sommelier