Hyde de Villaine – Geballte Kompetenz aus neuer und alter Welt

erstellt am: 08.10.2020 | von: Manuel Hornemann | Kategorie(n): Allgemein

2020 markiert das 20-jährige Bestehen von Hyde & de Villaine

Grund genug für uns, Ihnen zu diesem Jubiläum dieses herausragende Unternehmen, das wie kaum ein zweites die neue und die alte Weinwelt in sich vereint, etwas genauer vorzustellen!

 

Hyde & de Villaine Wines

Ansässig in:              Carneros AVA, Napa Valley, Kalifornien, USA

Produktion:              Chardonnay, Pinot Noir, Syrah, Bordeaux-Blend

Gründungsdatum: 2000 von Larry Hyde und Aubert de Villaine

 

Hyde de Villaine ist ein gemeinsames Projekt von Larry Hyde aus Napa, Kalifornien, und dem Ehepaar Pamela und Aubert de Villaine aus Burgund, Frankreich. Somit trifft sich hier geballte Kompetenz!

Larry Hyde kaufte bereits 1979 die ersten Parzellen Reben in Carneros, die uns heute als Hyde Vineyard bekannt sind

Pamela de Villaine ist die Cousine von Larry Hyde und so kam es, dass Aubert de Villaine, DER große Name hinter der Domaine de la Romanée Conti in Burgund, auch schon recht früh beratend in diesem Unternehmen involviert war.

Im Jahr 2000 startete offiziell das gemeinsame Projekt, das wohl die „burgundischsten Weine Kaliforniens“ produziert. Dies war von Beginn an die Inspiration, da die Weine von Trauben aus dem Hyde Vineyard eine bemerkenswerte Mineralität und Präzision aufwiesen.

2002 konnte Stéphane Vivier aus dem Burgund als Winemaker gewonnen werden, der diesen Posten 2015 an den nicht minder talentierten Guillaume Boudet übertrug, während er selbst auch weiterhin noch als Berater auf dem Weingut tätig ist. Inzwischen ist auch Chris Hyde, der Sohn von Larry, mit im Team dabei. Er arbeitet eng mit Guillaume Boudet zusammen.

Beide Familien teilen die gleiche Philosophie und Herangehensweise, was den Weinbau angeht. Larry Hyde selektierte schon zu Beginn „kühle“ Weinberge, die lediglich der milden Morgensonne ausgesetzt sind und so einen langen, schonenden Reifeprozess gewährleisten.

Die Böden sind eher karg, und so findet sich nur eine dünne Schicht aus Lehm über dem Unterboden, der hauptsächlich aus alluvialem Schwemmland und Kies besteht. Ein weiterer wichtiger Faktor ist, dass die Reben in der AVA Carneros permanent durch frische Winde, zum einen mal von der San Pablo Bay, aber auch aus Richtung der Petaluma Gap, gekühlt werden.

Stil/Vinifikation:

Die Vinifizierung erfolgt traditionell und, wie die Amerikaner so schön sagen: „Hands off“ – kontrolliertes Nichtstun eben.

Organisches, naturnahes Arbeiten bereits im Weinberg ist selbstverständlich und so geht es auch bei der Verarbeitung der Trauben besonders schonend weiter: In der Kühle der Nacht werden die Trauben manuell gelesen, worauf eine besonders sanfte Pressung in einer pneumatischen Presse folgt, die extrem hochwertigen Most liefert, so dass dieser sofort weiter verwendet werden kann. Der Chardonnay fermentiert im Barrique, reift im Kontakt mit den Feinhefen (ohne diese aufzurühren) und durchläuft komplett die malolaktische  Fermentation.

Die Rotweine werden entsprechend sorgfältig vinifiziert. Je nach Rebsorte und Jahrgang werden die Trauben teils entrappt, und es erfolgt eine kontrollierte Maischestandzeit. Die Weine werden weder geschönt noch gefiltert. Guillaume Boudet und HdV kreieren so ganz bewusst Weine, die nicht die Handschrift des Winzers zeigen, sondern die mit ihrer Frische, Mineralität und Säure ganz klar das Terroir zum Ausdruck bringen.

Der Einsatz von Barriques richtet sich bei allen Weinen nach dem Alter der Reben. Die ältesten Reben, die mehr Kraft aufweisen und tief wurzeln, erfahren in etwa eine Verwendung von 40% neuem Holz; Weine von jüngeren Reben dagegen lediglich einen Anteil von 5%. So wird durchschnittlich nur 20% neues Holz verwendet, da auch hier der maskierende Einfluss auf das Aroma des Weins vermieden werden soll.

Auf Grund seiner Wurzeln im Burgund und wegen der engen Beziehungen von Aubert de Villaine zu den Küfern aus dieser Region, versteht es sich von selbst, dass bestes Französisches Holz für die Herstellung der Fässer verwendet wird. Speziell für den HdV Chardonnay stammt das Holz aus demselben Wald bei Allier, aus dem die Domaine de la Romanée-Conti auch das Rohmaterial für ihre eigenen Fässer zur Verfügung stellt. Nur beste, handverlesene Bäume werden verwendet. Die Herstellung der Fässer für beide Betriebe erfolgt in Saint Romain, Burgund, bei François Frères.

Die Weine:

Chardonnay

Diese Rebsorte ist mit 60% der produzierten Weine DAS Aushängeschild des Weinguts. Die Vinifikation wurde oben schon beschrieben, doch es ist wirklich bemerkenswert, wie diese Weine sich mit etwas Zeit entwickeln! In der Jugend scheinen sie oft etwas molliger, das Weingut nennt es „Baby-Speck“, und die Kraft des kalifornischen Klimas ist deutlich zu spüren. Trotzdem schimmert auch da schon die Salzigkeit, die Präzision und die Frische durch. Mit etwas Flaschenreife werden die Chardonnays etwas schlanker vom Körper her, werden aber gleichzeitig rassiger, tiefgründiger und sehr fokussiert.  Es wundert nicht, dass sie zu den am besten bewerteten Weinen gehören:

 

2011, 2012 – 93RP

2009, 2015, 2017 – 94RP      

2016 – 95+RP

Diese Weine sind einzusetzen wie große weiße Burgunder: Sei es zu Trüffel, Coq au Vin Blanc oder Hummer Thérmidor. 

 

Chardonnay „Comandante“

Dies ist eine noch exklusivere Version des regulären Chardonnays, denn die Trauben für den „Comandante“ Chardonnay wachsen auf der einzigen noch verbleibenden Stelle des Hyde Vineyards, wo die alten Wente-Klone stehen. In den Anfangszeiten des seriösen Weinbaus in Kalifornien waren es die beiden Weingüter Calera und eben Wente, die Burgunder Rebstöcke immer weiter züchteten; Ziel war es zum einen, die Komplexität der europäischen Gewächse zu erhalten, zum anderen aber auch, das Rebmaterial an die Wachstumsbedingungen in Kalifornien bestens zu adaptieren. Das ist ihnen mit Bravour gelungen. Die alten, etwa 40-jährigen Reben liefern einen dichten, vielschichtigen Wein, der mit Aromen von reifem Steinobst, Haselnuss und Nelke überzeugt. Ihm ist jedoch auch die salzige Mineralität und Eleganz zu eigen, die so typisch für den Hyde Vineyard ist; Spannung vom ersten Schluck an bis ins lange Finale.

 Probieren Sie diesen Wein am nächsten Thanksgiving zum Truthahn oder zu sautiertem Kalbsbries.

 

Pinot Noir „Ysabel“

Die Trauben für den „Ysabel“ Pinot Noir stammen aus den Sonoma Mountains – die Weinberge liegen hier auf einer Höhe von über 450m. Der „van der Kamp“ Weinberg ist nach Süd-Ost ausgerichtet und besteht aus vulkanischem Tuff (also gebranntem Kalkstein) mit etwas lehmigen Einschlüssen. Diese Lage bringt Weine mit großer Persönlichkeit hervor, weshalb der Holzeinsatz eher moderat ist mit 18 Monaten Lagerung in gerade einmal 20% neuem Holz. Frische, lebendige Aromen prägen diesen Wein: Erdbeeren, Granatapfel und rosa Pfeffer; auch Lorbeer, Sous-Bois und schwarzer Tee finden sich. Elegante, doch deutliche Tannine, große Frische, Lebendigkeit und Trinkfreude. Florettartige Struktur, langlebig.

Perfekt zu geräucherter Entenbrust oder zartem Hirschrückenfilet.

 

Pinot Noir „Ygnacia“

Dies ist der große Bruder des „Ysabel“. Die Trauben stammen von einer kleinen Parzelle des Hyde Vineyards, die über besonders alte Rebanlagen mit großer Klonvielfalt verfügt. Hierfür hat Larry Hyde über Jahre hinweg  einzelne Klone aus dem eigenen Weinberg selektiert und kann deshalb mit Rebgut arbeiten, das perfekt an das Klima in Kalifornien angepasst ist. Die Böden, bei denen nur eine dünne Lehmauflage über dem Kies- und Alluvialuntergrund liegt, wirken sich mit klarer Mineralität auf den Wein aus. Eine deutliche „französische Prägung“ mit erdigen und würzigen Noten vereint sich hier mit der kühlen Frische der AVA Carneros und eröffnet eine völlig neue Dimension für Pinot Noir aus Napa-Valley.

Dieser Wein begleitet gekonnt ein klassisches Boeuf Bourguignon.

 

Syrah „Californio“

Die Reben für den „Californio“ Syrah wachsen direkt in dem renommierten Hyde Vineyard. Der Boden ist, wie eingangs erwähnt, von kiesigem Schwemmland aber auch von lehmhaltigem Ton geprägt. Der Name nimmt auf die frühen Siedler Bezug, den sogenannten „Californios“. Meist Einwanderer mit spanischem Erbe, die als erste den wilden Westen der USA zähmten. Als Nachkommen dieser Siedler zollt die Familie Hyde diesem Erbe Respekt, doch auch die „alte Welt“ wird sehr gut dargestellt: Die Reben sind Clone der AOP Hermitage an der Rhône und stammen von der Domaine Chapoutier; lediglich 15% der Barriquefässer aus französischem Holz sind neu, was eine feine Eleganz gewährleistet. Dörrpflaume, Pfeffer und Veilchen zeichnen einen typischen Syrah. Leder, Lakritze, Zimt und Rauch betonen diesen dichten, konzentrierten und würzigen Wein. Dabei lebt er von einer straffen Mineralität und Säure, die ihm deutliche Energie verleihen.

Ausgezeichnet zu Osso Bucco, überbackenen Auberginen und Boudin Noir.

 

„Belle Cousine“         

Die „Belle Cousine“ ist der klassische Bordeaux-Blend von HdV und besteht somit aus Cabernet Sauvignon und Merlot. Allerdings gibt auch hier die Natur vor, wie sich der finale Blend zusammensetzen wird: So war 2011 etwas kühler, und es finden sich 90% Cabernet Sauvignon und lediglich 10% Merlot in der Cuvée. 2013 dagegen war in Kalifornien eher wärmer, weshalb sich der Wein aus 70% Merlot und 30% Cabernet Sauvignon zusammensetzt. Verglichen mit der „Alten Welt“ kann man also durchaus davon sprechen, zum einen eine „Médoc“-Stilistik und zum anderen eine Art „Saint-Émilion“ im Glas zu haben. Man sollte beim „Belle Cousine“ also immer ein Auge auf die Zusammensetzung der Cuvée haben, da die Weine geschmacklich doch recht unterschiedlich ausfallen können.

Entsprechend divers sind diese Weine einzusetzen, doch ein Roastbeef oder ein Steak funktionieren natürlich immer damit!